Mittwoch, 25. Dezember 2013

INNOVATION: ELEKTROMOBILITÄT

Einige Gedanken zur Elektromobilität in Fahrzeugen als Ersatz des Verbrennungsmotors im Allgemeinen und dessen Konzept als Besitzstandswahrung der Automobilindustrie im Besonderen. Die Fakten müssten nachgereicht werden.

Punkt 1: Ökobilanz des Herstellungsprozesses und Nachhaltigkeit betrachten.

Der Energiespeicher von Elektroautos basiert auf Lithiumakkus, wie man sie auch aus dem Notebook oder Tablet kennt. Die Innovation im Automobilbau:

Viele Akkus zu einem großen Akkupaket zusammenkleben.

Man kennt das Verfahren seit Jahrzehnten aus dem Modellbau, wo Kinder Ihre kleinen Rennflitzer mit solchen Akkupacks (denglisch) betreiben.

Das Problem: Die Herstellung der Akkus erfordert hohe Energiezufuhr und Lithium als Rohstoff.  Lithium ist schon heute nur begrenzt verfügbar und dürfte bei rasant steigender Nachfrage nicht im gewünschten Umfang zur Verfügung stehen. Weiter kann man vermutlich davon ausgehen, dass die Akkus (dem Notebook-Akku folgend) nicht ewig halten und nach einer gewissen Betriebszeit ausgetauscht werden müssten. Was sie bis dahin an Emissionen gespart haben, wird vermutlich spätestens beim Akkutausch wieder reingeholt. Beim Austausch werden schließlich wieder Resourcen für das neue Akkupack verbraucht.

Ich gehe davon aus, dass das Elektroauto im Produktionsprozess mehr Resourcen verschlingt als ein konventionelles Auto. Wenn man die nötigen Resourcen in einem Vergleich in ihrer Wertigkeit und Verfügbarkeit gewichtet, sollte das Ergebnis eigentlich noch schlechter ausfallen.

Punkt 2: Energieversorgung im Betrieb.

Durch die Energiewende wird zum Beispiel in Deutschland für die Grundlastversorgung von Strom auf Kohlekraftwerke als Energieträger gesetzt. Das Kohlekraftwerke alles andere als umweltschonend bezeichnet werden können steht ausser Frage. Um das Auto aufzuladen müssen wir also den Grill anheizen. Sauber, sog I ned.

Punkt 3: Individualverkehrskonzepte in Ballungszentren.

Wenn man sich die Verkehrsentwicklung in Metropolregionen und Mittelzentren anschaut, ist es alles andere als schlau, weiter auf Individualkonzepte zur Fortbewegung zu setzen. Zumindest wenn sie hohen Flächen- und Energiebedarf haben, wie dies beim Auto der Fall ist.  Beides ist schließlich eher Mangelware.

Die Zukunft der Fortbewegung in solchen Umgebungen kann nur aus vernetzten Strukturen, geteilten Resourcen und Mobilitätskonzepten in Gemeinschaftsnutzung bestehen. Andere Konzepte als smart (ha ha ha!) zu bezeichnen ist lächerlich - wobei Mercedes zumindest mal über den Flächenbedarf nachgedacht hat.

Ist es schlau für jeden Bewohner eines solchen Zentrums einen Haufen Blech und Elektronik zur Verfügung zu stellen, der ihn von A nach B bringt, wenn kein Platz zur Lagerung derselbigen, begrenzte Resourcen zum Antrieb und keine weiteren Infrastrukturen (bzw. nur unter immensem Aufwand) zum Betrieb der Einheiten bei steigender Nachfrage implementierbar sind? Um das zu verdeutlichen:

Ist es schlau mehr Parkplätze, breitere Straßen, mehr Tunnels in einem eh schon totverdichteten Metropolraum zu bauen und mehr Resourcen für Bereitstellung und Betrieb von Mobilitätseinheiten zu verschleudern oder darüber nachzudenken, wie man die verfügbaren Resourcen möglichst effizient für alle nutzbar machen kann und die Produktivität unserer Verkehrsinfrastruktur durch andere Ansätze eklatant zu steigern?

Ein Interesse an Indivudalkonzepten können heute eigentlich nur noch deren Nutznießer haben: Das sind die Automobilkonzerne, deren Geschäftsmodell darauf beruht große Stückzahlen von Automobilen an Einzelverbraucher zu verkaufen.

Das dieses Konzept in unseren Megacities die Zukunft der Mobilität sein soll, sollte man eigentlich niemanden ernsthaft erzählen können ohne lautstarkes Gelächter zu ernten. Genau diese Umgebungen, sind aber das erklärte Einsatzziel der Elektroautos. Langstrecke können die schließlich nicht.

Würde man eine volkswirtschaftliche Kosten- / Nutzenrechnung zum Thema Private- vs. Publictransport in Megacities anstellen, dürfte das Ergebnis mehr als deutlich ausfallen.

In meinen Augen wären das die Themen der Zukunft, denen sich die deutsche Industrie stellen sollte um Innovation hervorzubringen und Vorreiter zu bleiben bzw. zu werden. Früher oder später würden alle Industrie- und Schwellenländer vor unserer Türe stehen um von solchen Lösungen zu profitieren.

Das Konzept eines Fahrzeugs das Treibstoff verbrennt um einen einzelnen Menschen fortzubewegen ist schon heute 100 Jahre alt. Da hilft auch der Einbau einer Batterie und die moderne Verpackung nichts.

Das sich die Rahmenbedingungen für Mobilität in diesem Zeitraum signifikant verändert haben, scheint irgendwie niemanden zu interessieren.

Wir haben in unseren Ballungszentren immer weniger Verkehrsfläche je Teilnehmer und Energie wird teurer - lassen Sie uns auf Basis dieser Nachteile Innovation generieren.

Fortschritt? Wem will man das ernsthaft erzählen?

Die Öffnung zu solchen Themen hin wird von den Profiteuren bzw. Verfechtern der Individualmobilität vermutlich verhindert. Und das ist leider genau das Gegenteil von Fortschritt und Innovation - auch wenn man versucht es als solche aussehen zu lassen.

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p.s. Ich bin nicht der Meinung das Autos sofort verboten werden sollten oder Elektroautos nicht auf den Markt kommen sollten, denke aber das man sich ernsthaft den tatsächlichen Zukunftsfragen stellen könnte. Dort liegt schließlich auch der wirtschaftliche Gewinn und die Jobs von morgen.